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Fragen und Antworten

Steckbrief eines Kunstprojekts

Was heißt das Wort „picidae“?

picidae ist lateinisch und bezeichnet den Specht, den Vogel.
Die ersten Löcher in der Berliner Mauer, von sogenannten „Mauerspechten“ geklopft, gaben dem Projekt den Namen picidae (Specht).


Was ist picidae?

picidae ist ein Kunstprojekt, das sich mit dem eigenen Vorstellungshorizont, dem Bild der Welt, der Kommunikation und den Hürden und Schranken beschäftigt. picidae überwindet den Firewall (d.h. die Internetzensur) z.B. in China oder in arabischen Staaten. Von den zensierten Webseiten liefert picidae ein komplettes, lesbares und sogar klickbares Abbild.


Was ist der Unterschied einer Webseite und deren picidae-Version?

Die picidae-Abbildung ist nicht aus den Texten und den HTML-Elementen (Tabellen, Bildern etc.) zusammengesetzt. picidae liefert einen Screenshot. Die Seite ist sichtbar, aber nicht maschinenlesbar. D.h. der Text kann nicht durchsucht, markiert oder als Textfile gespeichert werden. Deshalb ist die Zensur, die (wie die Suche oder das Korrekturprogramm) auf Codewörter reagiert, nicht fähig, picidae-Seiten zu erkennen und zu unterdrücken.


Warum ist picidae Kunst?

Die Innovationskraft, die neue Sichtweise und der neue Kunstbegriff sind stets bezeichnend gewesen für bedeutende Kunstwerke und wirkten immer auf Machtverhältnisse und die Kommunikationssituation zurück.picidae entspricht ganz klassisch der Bildenden Kunst, weil das Projekt fragt: Wie sehe ich die Welt, wie mache ich mir ein Bild der Welt? Wie erlange ich eine neue Ansicht, wie öffne ich eine neue Perspektive, eine neue Sichtweise? Kann ich etwas anderes sehen und denken, als mir zugedacht und für mich vorgesehen wurde?

Kunst sucht nach neuen Wegen (die Wiederholung ist im Sinne der bildenden Kunst nur Kopie). Die neuen Bilder, die picidae liefert, sind Bilder des eigenen Vorstellungshorizontes, Bilder einer globalen Kommunikation und Bilder betreffend der Beschränkung und Überwindung der eigenen Sicht. Die Bilder entstehen im Kopf der Betrachter, genau wie es auch in einer Bildergalerie geschieht. Es geht nicht darum, was innerhalb eines Kunstwerkes genau abgebildet ist, sondern um das, was im Sinne der Kunstgeschichte und der Betrachtung angeregt wird. So steht picidae auch in der Reihe einer über 40jährigen Kunstgeschichte der sogenannten „neuen“ Medien, aber auch der Konzeptkunst, der Aktions- und Interventionskunst.


Was meint ihr mit Vorstellungshorizonte?

Vorstellungshorizont bezeichnet das, was in “my grasp” liegt, wie ich mir die Welt vorstelle. Die Vorstellung ist nicht unbedingt die Welt selbst. Ich kann neue Ansichten und neue Einsichten erlangen, diese Offenheit ist in dem Begriff enthalten.Der Internetzugang ist spezifisch. Er findet an einem bestimmten Ort statt und unterliegt den somit spezifischen Bedingungen, z.B. einer nationalen Zensur.

picidae ist aufregend, wenn unterschiedliche Vorstellungshorizonte spürbar werden. Zum Beispiel ist der Begriff Internet zwangläufig anders konnotiert in China. Im chinesischen Internetkaffee wird erlebbar, wie die Menschen das Internetkaffee als einen intimen Ort erleben, sie spielen für sich alleine, kommunizieren mit ihren Freunden, schauen Filme, Fernsehserien und Musikvideos.

Die Nutzung öffentlicher Computerterminals und der Begriff des Internets werden für uns in Europa nicht als solche Privatsphäre empfunden. Wir sitzen zuhause vor dem Fernseher um eine vergleichbare Privatheit zu empfinden. Die Lebensverhältnisse (Besitz von Kommunikationsmedien, Wohnverhältnisse) wirken in China auch als Teil einer Marginalisierung, der sich eine staatliche Internetzensur dann anschließt. Diese komplexen Bedingungen schaffen in China eine grundsätzlich andere Form von Internetzugang und Internetnutzung, als wir sie im Westen, in Australien usw. kennen.

Das Internet erscheint uns als ein globales, offenes Netz. picidae hat uns gelehrt, dass auch dies nur unsere Vorstellung ist. Die Internetzensur, die Internetzugänge und die damit verknüpften Vorstellungen sind unterschiedlich. Sie variieren in praktisch jedem Land, oft sogar in Regionen und zwischen Providern. pici-Server, die in verschiedenen Ländern entstehen können, legen diese Unterschiedlichkeiten offen, können eine Vergleichbarkeit der unterschiedlichen, spezifischen Zugänge und der darauf basierenden Nutzungen und Vostellungshorizonte aufzeigen. Wir lernen von den chinesischen Bedingungen die Beschränkungen kennen, die unserer Globalitätsvorstellung unterlag. Die Chinesen, die arabische Welt aber auch wir selbst erhalten mit picidae ein Instrument, die eigenen, spezifischen Bedingungen zu überwinden und zu überprüfen. Denn die Zensur ist nicht sichtbar, sie ist als Netzwerkproblem oder einfach als Auslassung für den Betrachter genau wie die unterdrückten Inhalte schlicht nicht vorhanden.


Warum darf ich meinen pici-Server oder pici-Proxy nicht picidae nennen?

Wenn ein pici-Server oder pici-Proxy eingerichtet wird, ist es wichtig, keine Bezeichnung picidae zu haben. Weder in der Webseite, noch im Tooltip oder im Bildername. Das Wort picidae sollte nur als Grafik eingefügt werden. Wenn eine Zensurbehörde picidae indiziert, bleibt so dein Beitrag von dieser Zensur ausgenommen.picidae ist kein zentrales System und sollte nicht über eine gesammelte Verlinkung erreichbar sein. Jeder Zugang, jeder Server soll unabhängig und ohne Namensnennungen laufen, damit die Zensur und das Abschalten nicht greifen.



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[9:28 | # ]
Olivier Marro

Hi,
How do you make sure that web deliquency will not be able to hide behind the picidae technique ? I think of child pornography etc.
Thanks
Olivier in Geneva/Switzerland

[23:50 | # ]
artLABOR kommunikation zeitgenoessischer kunst » Buessow, duck dich!

[…] eindrucksvolle antwort auf die frage ‘What is doing the art of tomorrow?’: Kunst als Instrument, spezifische vorbedingungen der eigenen vorstellungen (zum beispiel des offenen und freien […]

[14:02 | # ]
furong

我想下载软件但不知道哪种符合我。 我是windionw xp 用户,

[15:24 | # ]
Rolf

Soll ausschlliesslich politische Zensur unterlaufen werden, oder z. B. auch die Zensur von Angeboten von Kinderschändern?

[19:06 | # ]
bertoltus

How are you going to prevent the chinese government from just blocking the picidae server manually?

[21:44 | # ]
Nate

1. The Chinese have technology to convert images to text. This technique just does the reverse, so all they’ll have to do is convert them back with an automated process, no?

2. This article says that the servers can be found by the Chinese by having their information indexed. How would we know if we were being censored?

[0:13 | # ]
david

Die Maßnahmen, damit ein picidae-Server von den Behörden nicht gefunden wird, sind gut. Aber wie soll man selbst noch einen anderen picidae-Server finden, wenn selbst die Behörden es nicht finden sollen? Ich mein: Wenn ein normaler Benutzer von einem picidae-Server weiß, dann werden die Behörden nicht viel später auch von dem wissen. Und wenn die Behörden nichts von dem wissen sollen, werden die Benutzer auch nichts von dem mitbekommen. Ein (wenn ich mich nicht irre) unvermeidbares Dilemma.

[12:01 | # ]
Manuel

Also all die die hier mit den Kinderschändern daher kommen… wie stellt ihr euch das vor? damit ich mit Picidae Kinder-Pornos angugen kann, müssen die Kinderpornos doch erstmal als normale Webseite vorhanden sein. Kinderpornos sind überhaupt nicht von irgendeiner Internetzensur betroffen, wenn sie entdeckt werden, werden einfach die Server abgeschaltet, und da kann Picidae auch nix machen. Länder wie China filtern mit ihrer “Great Firewall” auch überhaupt nicht gegen Kinderpornos, sie filtern gegen Inhalt der nicht im einklang mit dem Kommunismus steht.

Was mir aber noch nicht ganz klar ist, wie wolt ihr die chinesische Bevölkerung auf die Adressen eurer Server aufmerksam machen, ohne die Stasi nicht auch drauf zu lenken?

Meiner Meinung nach ist Ultrareach immer noch besser als euer Versuch. UltraReach muss man zwar installieren, aber was bringt es mir das ich Picidae nicht installieren brauch, wenn ich keine realistische Möglichkeit habe die Serveradressen zu erfahren?

[15:49 | # ]
Wang

Ich habe seit kurz im Fernsehe Ihre Bereicht gehört und den Web Add. meine Verwandt in Tibet weite gegeben, aber dies Web Seite ist bereits gespert, gebt es andern möglichkeit ? Besten Dank

[19:35 | # ]
Marco

Ja, du könntest ihm die Adresse von einer anderen Webseite mit picdae schicken. Denn China wird wahrscheinlich alle Seiten mit dem Keyword blocken. Wenn du aber irgendeine andere Seite findest , dann kann dein bekannter diese nutzen, weil die nicht geblockt werden. Hoffe das war verständlich^^

[23:31 | # ]
Gernot Katzer

Siehe auch den Artikel auf Heise Online und die Diskussion dazu:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/95457

[13:27 | # ]
Anti-Zensur

Ich möchte einfach mal meine Antwortformulierung bieten.

Frage: Was bringt das alles wenn es sowieso gesperrt wird ? Was bringen eigene Server wenn es keine globale Liste gibt ?

Antwort: Stellen wir uns vor das Programm verbreitet sich exterm ! Dann hat jeder 50. Mensch einen eigenen solchen Server, villeicht sogar mehr. Der Link dazu verbreitet sich jedoch nur per Mundpropaganda. So hat man in seinem bekanntenkreis immer 2-3 solche Server bekannt, welche schier unmöglich zu orten sind.

Die Masse wäre immer einen Schritt voraus und siegt, China kann nicht ALLE Webseiten sperren ;)

[16:15 | # ]
spot

wie finde ich ohne Text Informationen?

Das System geht davon aus, dass ich weiss was ich suchen will, oder?

Aber wenn ich ein bestimmtes Grundwissen schon gar nicht habe, komme ich nicht an die Information, oder?

[5:37 | # ]
sunny

有没有中文呀? 看这么多就没有说清楚这到底是什么玩意,是不是freegate之类的软件还是什么?

[23:15 | # ]
NewFan

Actually, the term “picidae” is a weapon as such.

With a sufficient number of hits on the search engines, the censors’ blacklists are bound to become a problem for allowing the other authorized traffic to pass.

I will enjoy leaving the “bad p-word” as part of my signature on many websites - spam the censors!

[11:09 | # ]
Daniel

Es gibt noch ein weiteres Problem: wie kann ein picidae-Nutzer zum Beispiel in China sicherstellen, dass der picidae-Server, den er benutzen möchte, tatsächlich von einem wohlwollenden Menschen betrieben wird? Es wäre schließlich denkbar, dass staatliche Stellen (etwa Geheimdienste) ebenfalls picidae-Server betreiben, allerdings das Script so modifiziert haben, dass alle Zugriffe gespeichert werden. Der Nutzer merkt von diesem Logging nichts (bis die Polizei vor der Haustür steht), und da der Server einwandfrei zu funktionieren scheint, würde sich die Adresse über Mundpropaganda weiterverbreiten und Dissidenten in Gefahr bringen.

Ach ja, es ist auch möglich, picidae-Server zu erkennen und so zu filtern, wenn man sämtlichen Traffic überwacht. Zum Beispiel könnte man den gesamten Traffic nach der scramble()-Funktion absuchen. Es wäre sicherlich auch möglich, das Hilfe-Icon unten rechts zu zu finden, es ist schließlich nur 376 Bytes groß. Dann kommt einfach jeder Webserver auf die Blacklist, der diese Datei schon einmal ausgeliefert hat.

Daniel

[20:45 | # ]
jean

Gibt es hier auch jemanden, der die Fragen beantwortet?
Oder wer ist hier von eurem Team ?
Ich finde das Projekt interessant, aber offensichtlich fehlt mir, wie allen anderen hier der Durchblick.
Behindert diesen interessanten Ansatz nicht selbst durch fehlende Info!!!

[21:10 | # ]
Webmaster

Hier haben sich die Macher (Künstler) in ein Gebiet gewagt, in dessen Hintergründe sie lieber nicht blicken wollten. Habe gerade den nano Bericht auf 3sat gesehen und anschließend hier die Kommentare gelesen. Leider muss ich den Kritikern Recht geben, das System hat zumindest zwei Schwachstellen: Wie teile ich manchen Benutzern mit, wo die Server zu finden sind und anderen nicht. So muss man sich hier auf reine Mundpropaganda verlassen. Zweitens kann hier ein Maulwurf ideal platziert werden und so zum Aufdecken unzufriedener oder zu neugieriger Bürger führen - bis hin zur unwissentlichen Denunziation.

Leider kein guter Ansatz.

[3:34 | # ]
Micha

Ich habe auch gerade den nano Bericht auf 3sat gesehen und ich finde den Ansatz phantastisch.
Es gibt tausende von Webseiten mit 1&1 Werbebanner, googel-Suchfelder und vieler anderer nerviger Werbung und Verlinkung. Würden alle diese Seitenbetreiber inkl. der großen und kleinen deutschen und -internationalen- Medien, Firmen, Institutionen usw. diesen Service (gleich neben dem Impressum!?) zur Verfügung stellen, müsste China sich mit der Zeit (fast) -völlig- abschotten, da jede dieser Seiten einen picidae-Dienst anbietet.

Die Mundpropaganda halte ich auch nicht für sehr effektiv. Viel besser wäre es wenn viele (alle) Web-Provider den picidae-Server gleich als Dienst mit anbieten (wie z.B. Apache, Sql, PHP usw.), damit jeder Seitenbetreiber den picidae-Server leicht einrichten kann. Richtig in Schwung würde die Sache bestimmt auch dann kommen, wenn sich die Gemeinde der freien Programmierer (Linux usw.) der Sache annehmen würden, da viele von denen ja auch Web-Anbieter sind.

Ich interessiere mich sehr für China und habe auch einen chinesischen Freund. Ob der eine oder andere Chinesen dann auch wirklich den picidae-Dienst nutz, bleibt ihm ja selbst überlassen. Ich als (unzufriedener) Ossi bin auch erst auf die Straße gegangen, nachdem ich gemerkt dass ich nicht alleine bin. Hört auf zum meckern, gebt den zensierten Menschen Möglichkeiten und lasst sie dann selbst entscheiden ob und welches Risiko sie eingehen wollen.

[2:16 | # ]
Ingo

Ich habe das Gefühl, dass in der Picidae-Version einer Seite, die Submit-Buttons keine Beschriftung kriegen (HTML-Attribut “value”), und dass TEXTAREAs gar nicht ersetzt werden. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

[0:33 | # ]
Jan Schejbal

Yes, Picidae-ed pages could be scanned too if the chinese government would use OCR. But this would require a LOT of computing power. The current censorship system is already needing more than is available - this is the reason why the RST-system instead of a real firewall is used. OCRing would simply cause too much load, the same probably goes for detection. The scramble-function or similar things will probably be contained in some login-forms too.

This is basically a techdemo an a piece of art, I guess, because many web forms still don’t work.

[1:55 | # ]
Kaschner

Wie sieht es mit den Viren und anderen geTier aus? leichtes spiel oder

[20:05 | # ]
recherche

Aus reiner Neugierde: gibt es Internetseiten in China und den arabischen Staaten, die man als Europäer nicht erreichen kann aber mittels diesem “Mauerspecht” oder hab ich da eine falsche Vorstellung und das hier funktioniert nur in eine Richtung?

[22:58 | # ]
Damian

Hallo. Ich bin echt beigeistert von picidae ich habs selber mal über einen chinesischen proxy getestet. das einzige was noch verbesserungswürdig wäre, dass es auch auf der PSP funktionieren würde (Liegt daran weil die PSP einfach keine enter-taste hat). Man müsste ja nür einen bestätigung-button erstellen und dann würde die psp es auch nehmen. oder gibts noch nen anderen weg?